Lesung mit Katja Petrowskaja am 21. Mai

Katja Petowskaja im Gespräch am 21. Mai 2024

»… man hat die Zeit in der Hand. Wenn auch nur kurz.«

Als 2014 Russland die Krim annektiert und damit der Krieg ausbricht, sucht Katja Petrowskaja nach einer neuen Form des Schreibens.
„Aus reiner Ohnmacht“, wie sie sagt, fing sie an, über Fotos zu schreiben. Seit 2015 erscheinen diese Prosaminiaturen als Kolumnen in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Die Autorin schuf damit ihr eigenes Genre: kurze Prosa, Landschaft, Biografie, Zeitgeschichte und Form auf minimalem Raum verdichtet. Gerade weil Katja Petrowskaja alles persönlich nimmt, ob das Foto von einer alten Frau im Kaukasus, die der Sessellift in den Himmel trägt, oder den Anblick einer Brüsseler Hauswand nach den Terroranschlägen, gewinnen ihre Texte eine Kraft, die dem Augenblick seine Wahrheit abringt.

An einem lebendigen Abend brachte sie uns ihre lange Auseinandersetzung mit Fotografie und den darin eingefangenen Zeitmomenten auf kluge, charmante und humorvolle Weise näher.

Sie ließ in ihrem Buch „Das Fotos schaute mich an“ und im Gespräch einen eigenen Kosmos entstehen, ein Universum der Fotos – teils Zufallsfunde -, das die darin eingefangene Wirklichkeit spiegelt: den Krieg, die Geschichte Europas und seiner Kunst, persönliche Gedanken und Erinnerungen, Familienerbstücke – einfach das Leben selbst.

Die fast 40 Gäste lauschten gespannten den Foto- und Lebens-.Reflektionen. Im Anschluss daran gab es regen Austausch und einen tollen Bücherverkauf durch die Buchhandlung unseres Vertrauens, Stefanie Diez von DER INSEL.

Katja Petrowskaja
1970 in Kiew geboren, lebt seit 1999 in Berlin und seit vielen Jahren im Bötzowviertel. Sie studierte in Tartu, Stanford und Moskau Literaturwissenschaft und ist als Journalistin für deutsch- und russischsprachige Medien tätig. Ihr literarisches Debüt Vielleicht Esther (2014) wurde in über 30 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet.

Veranstalter war Pro Kiez Bötzowviertel e.V. in Kooperation mit der Kurt-Tucholsky-Bibliothek und mit Unterstützung des Berliner Autorenlesefonds 2024/Bezirksamt Pankow