Mach mit und gestalte mit uns den Bötzowkiez
Nachbarschaftlich und weltoffen, gemeinschaftlich und individuell.
Sei ein Teil vom Ganzen und mach mit!
Kiez-Schreibwerkstatt am 3. Dezember
25.11. Lesung: Ein glücklicher Kafka
Entdecke 6 besondere Orte im Kiez
… und schau was sich unter den Icons verbirgt.
Die Bilder, auf der Grafik vom Bötzowviertel, stammen von unserem Bötzow-Spiel.
Alle Grafiken sind von unserem Vereinsmitglied Jana Haase gezeichnet worden.
Sechs „Besondere Orte“ im Kiez
Filmtheater am Friedrichshain
Das Kino gehörte früher zum Komplex des alten Saalbaugeländes. Anstelle des alten Sommersaals entstand hier 1924/25 nach Plänen des Architekten Otto Werner ein Filmtheater. Der neue Kinopalast der Ufa war für Filmpremieren vorgesehen. Teile seiner Inneneinrichtung stehen unter Denkmalschutz. Im Verlaufe seiner Existenz wurde das Kino mehrmals aus- und umgebaut.
Hier gehts zur Denkmaldatenbank.
Bereits in den 8oer Jahren hatte es verschiedene Versuche gegeben, den Kinostandort aufzugeben. Das scheiterte jedes Mal an entschiedenen Protesten von Bewohner:innen. Nach 1989 war seine weitere Existenz erneut massiv gefährdet. Die Treuhand hatte dem Erwerber des Saalbaugrundstücks bereits den Zuschlag für den Kauf des Kinogrundstücks signalisiert. Gegenüber besorgten Kiezbewohner:innen hatte dieser beschwichtigend argumentiert, einen Kinosaal und die hinter dem Kino gelegene Kita in das Großhotel integrieren zu wollen.
Es ist das Verdienst engagierter Kiezbewohner:innen, dass der Verkauf des Kinos an diesen Erwerber schließlich wegen Fehlern bei der Ausschreibung scheiterte. Bei einer erneuten Ausschreibung erhielt der Filmregisseur Michael Verhoeven den Zuschlag. Nach sorgfältigem Umbau in ein Kino mit 5 statt einem Saal unter weitgehendem Erhalt der historischen Bausubstanz ist eine Spielstätte entstanden, die von den Bewohner:innen und Gästen des Viertels gern genutzt wird.
Positiv ist ferner zu vermerken, dass auch der Biergarten beim FaF erhalten bleiben konnte!
Der ebenfalls vorgesehene Erwerb des Kita-Grundstücks durch den Saalbau-Erwerber scheiterte an Elternprotesten sowie am Veto des Jugendamtes. In den 1990er Jahren ist dieser Kita-Standort mit Mitteln der EG (Urban-Programm) unter Beachtung ökologischer Gesichtspunkte umfassend saniert worden.
Zur Website des Filmtheaters am Friedrichshain.
Dr. Joachim Poweleit
Die Bötzow-Eiche
Wer sich auf eine der Bänke neben der Bötzow-Eiche setzt und sich in Ruhe umsieht, kann diesen besonderen Ort auf sich wirken lassen. Man kann bis ins Herz der City Ost, dem Fernsehturm, blicken. In der Nähe gibt es viel Schönes und Interessantes zu sehen:
- Volkspark Friedrichshain
- Filmtheater am Friedrichshain
- Hotel „Victor’s” und Seniorenresidenz „Ambiente”
- Kurt-Schwitters-Oberschule
- Seniorenfreizeitstätte
Alle diese Orte haben eine besondere Geschichte und von dort und anderswoher kamen Leute, um am Platz an der Bötzow-Eiche zu verweilen oder sich in der Umgebung zu erholen oder zu amüsieren. Wer und wann hat die schöne Stieleiche aus welchem Anlass gepflanzt? Vielleicht ist der Baum gesetzt worden, als das Restaurant „Hain“ mit Kegelbahn vor hundert Jahren eröffnet wurde. Anfang der 1950er Jahre wurde die Gaststätte zum Klub der Volkssolidarität umfunktioniert und vom damaligen Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck eingeweiht. Die jetzige Seniorenfreizeitstätte musste nach der politischen Wende erkämpft werden. Seit dem 1. Mai 1989 finden auf dem Platz an der Bötzow-Eiche und auf einem Teil der Bötzowstraße die Maifeiern der Linken statt. An diesen Veranstaltungen nehmen sowohl Leute aus dem Kiez als auch aus ganz Berlin sowie auch Gäste aus nah und fern teil. Früher gab es eine Rundbank um die Eiche herum und es stand viele Jahre lang eine gelbe Telefonzelle rechts von der Eiche, zu Ostzeiten stark frequentiert von allen, die zu Hause nicht über ein eigenes Telefon verfügen konnten. Vor einigen Jahren verschwanden dann im Zuge der Neugestaltung des kleinen Areals Telefonzelle und Rundbank. Im Alltag sind die drei Bänke, die danach durch eine Initiative von Mitgliedern des Vereins Pro Kiez Bötzowviertel e.V. organisiert wurden, ein beliebter Treffpunkt für alt und jung, bevor sie das Kino, die Freizeitstätte oder den Volkspark besuchen.
Klaus Lemmnitz
Kurt-Tucholsky-Bibliothek (KTB)
Es lohnt, a. H. der Geschichte der KTB, sich die Entwicklung der Bibliotheken in Berlin anzusehen. In den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts legte Friedrich von Raumer den Grundstein für die Berliner Bibliotheken …
Dabei ging es von Raumer vor allem um die Bildung des Volkes. Gemeint waren damit Ärmere, Arbeitende und Dienende. Damit besagtes Volk erreicht werden konnte, kamen aus seiner Sicht dafür als Standorte nur Kommunal- und Parochialschulen in Betracht, damit keine privaten sondern öffentlich betriebene Einrichtungen. Dieses Vorhaben erwies sich in der Umsetzung jedoch aus verschiedenen Gründen als schwierig und wurde erst durch die Schutzherrschaft des Prinzen von Preußen ermöglicht. Um 1850 wurden die ersten Volksbüchereien an vier Berliner Schulen eingerichtet.
1876 wurde eine der ersten kommunal geführten Volksbibliotheken in Prenzlauer Berg eröffnet, in der Straßburger Straße 9. 1906 wurde diese 19. Volksbücherei als Lesehalle in dem zur befindlichen Schule gehörigen Lehrerhaus in der Esmarchstraße 18 wieder eröffnet! Die Lesehallen waren damals übrigens noch reine Buchausleihstellen, ohne Zeitschriften und Leseraum.
Mit der wachsenden Bevölkerungszahl in Berlin stieg auch die Nachfrage nach Büchern und brachte in den 1890er Jahren der Lesehallenbewegung großen Aufschwung. Hier gab ein Einfluss aus Übersee damals den Anstoß zur Um- und Neuorientierung für ein öffentliches Bibliothekswesen, welches in den USA bereits gut entwickelt war. Der Direktor der Universitätsbibliothek in Kiel hatte sich 1893, bei seinem Besuch der Weltausstellung in Chikago davon überzeugen können und brachte begeistert Anregungen dazu mit nach Deutschland. Die 1896 daraufhin gegründete erste öffentliche Bibliothek in Berlin Charlottenburg wirkte schließlich als Vorbild für ganz Deutschland.
In Berlin engagierte sich der Stadtbibliothekar Arend Buchholz für die Entwicklung der Volksbüchereien und sorgte erstmalig für die Einrichtung eines Budgets für Neuanschaffungen. Außerdem erwirkte er die Errichtung einer Stadtbibliothek als Oberbau (Zentralbibliothek) der Volksbibliotheken in Berlin. Damals gab es schon die Bücherbereitstellung auf Nachfrage, die mittels radfahrender Bücherboten erledigt wurde.
Anfangs betreuten ausschließlich Lehrer die Schulbibliotheken und Lesehallen. Um 1900 ergab sich zunehmend die Notwendigkeit einer qualifizierten Ausbildung für diese Betreuung. Deshalb sorgte ab 1909 der preußische Staat für den qualifizierten Schulbetrieb einer Bibliothekar-Ausbildung. 1916 und nochmals 1930/31 wurde ein dazugehöriges Prüfungswesen installiert.
1927 wurde die 19. Volksbücherei in der Esmarchstraße 18 rekonstruiert und zur modernen Thekenbücherei umgestaltet.
Ab 1933 begann mit dem Machtantritt der Nazis, an Hand von „Schwarzen Listen“, in den Bibliotheken die Aussonderung humanistischer und fortschrittlicher Literatur. Es wurden die Bücherbestände vereinheitlicht, Personen vermeintlich jüdischer Herkunft oder mit unerwünschter politischer Gesinnung entlassen sowie das Personal im faschistischen Sinne geschult.
1945, nach Kriegsende begann man in Berlin, auf Veranlassung der jeweiligen alliierten Befehlshaber, mit dem Wiederaufbau der Bibliotheken und deren rascher Wiedereröffnung. In der Esmarchstraße 18 war eine russische Kommandantur einquartiert, die u. a. die „Säuberung“ des Buchbestandes, jetzt von nationalsozialistischer Literatur, überwachte. Bereits am 23.07.1945 wurde mit 12 000 Bänden (von ehemals 16 000) die Bibliothek wieder eröffnet. Nach Aufrufen an die Bevölkerung, Bücher zu spenden, wuchs der Bestand bereits 1946 auf 13 000 Bände an.
In den harten Wintern 1945/46 und 1946/47 erging außerdem der Befehl, die Bibliotheken bis März als „Lese- und Wärmestuben“ einzurichten.
1951 wurden alle Volksbüchereien nach dem Prinzip der Freihandbibliothek umgerüstet.
1964 wurde die Kinderbibliothek in der Esmarchstraße nach einer Titelgestalt eines Kinderbuches des Autors Ludwig Renn, in „Nobi“ umbenannt. Sie befand sich ab 1968 in der 2. Etage.
1980 zog die Kinderbibliothek „Nobi“ in die Hufelandstraße 11 um, in einen extra dafür umgebauten ehemaligen Gemüseladen. 1997 kehrte die Kinderbibliothek zurück in die Esmarchstraße 18, in einen großen Raum in der Hochparterre links. Bis 2007, als die KTB geschlossen wurde, befand sich gegenüber, HP rechts, der Sitzungs- und Aufenthaltsraum der Bibliotheksangestellten, der teilweise auch als Veranstaltungsraum genutzt wurde. In der 1. Etage war die Erwachsenenbibliothek untergebracht, mit Tageszeitungen und Journalen, die vor Ort gelesen werden konnten. Es gab in den relativ begrenzten Räumlichkeiten mehrere gemütliche Leseecken, die regelmäßig und gern genutzt wurden. In der 2. Etage ließen sich jetzt alle anderen Medien ausleihen, wie Schallplatten, Kassetten und CDs.
1989 erfolgte die Angliederung an die Bibliotheken WB, 1990 Beginn des Personalabbaus, ab 1993 Umsystematisierung nach Westberliner Bibliothekenmodell, 2000 Anschluß an den VÖBB.
Im Zuge der Sparmaßnahmen ab Mitte der 1990er Jahre wurden die Medien aus der 2. Etage ausgelagert und stark reduziert – u. a. durch Abschaffung der gut sortierten Schallplattensammlung – und mit in der 1. Etage untergebracht. Nach und nach wurden die Arbeitsstellen reduziert, bis am Ende nur noch die Leiterin der Bibliothek und eine Fachkraft auf verkürzten Stellen übrig blieben.
Ende 2007 wurde die Schließung der traditionsreichen Stadtteilbibliothek bekannt gegeben.
Im Sommer 2009 wurde die KTB vom Verein Pro Kiez e. V. wiedereröffnet und ehrenamtlich geführt, 2018 ging die Bibliothek zurück an den Bezirk Pankow und arbeitet seitdem wieder hauptamtlich.
2018 kam es ebenfalls zur Gründung von K&K, unter dessen Dach die KTB, die Homer-Freunde und Pro Kiez e. V. in Kooperation gemeinsam als Nachbarschaftshaus in der Esmarchstraße 18 wirken.
Christine Kahlau
Quellen
- „Die Geschichte der Berliner Volksbüchereien, 1850-1945”, von Oskar Tyszko (späte 1940er Jahre)
- „Vom Entstehen, Untergang und Wiederaufbau der bezirklichen Bibliotheken in Prenzlauer Berg”, von Erwin Marks, 1997
- Mit freundlicher Genehmigung des Archivs des Museum Pankow, Prenzlauer Allee 224-26
- „Zur Geschichte der Kinderbibliothek”, Ordner in der KTB, f. W. zur Verfügung gestellt
Spielplätze
„Habt Ihr hier viele Spielplätze“ sagen manchmal Besucher über das Bötzowviertel. Das es heute neun schöne Kinderspielplätze mit lustigen Namen wie „Katz und Maus“, „Insel“, „Apfelspielplatz“ oder „Traum“ gibt, ist noch nicht lange so, hat eine spannende Geschichte und viele engagierte Beteiligte.
„Hier entsteht ein Spielplatz – machen Sie mit!!“ – so rief 1999 ein Transparent die Bewohner im Kiez am Zaun des verschlossenen Eckgrundstücks Lilo-Herrmann-Str. 29/Ecke Hans-Otto-Straße zur Beteiligung am Bau eines Spielplatzes auf. Lange hatten Bewohner sich dafür eingesetzt, einen ehemaligen „Gärtnerstützpunkt“ des Bezirks wieder nutzbar zu machen.
Erstmals wurden hier durch aktive Bewohnerselbsthilfe („Muskelhypothek“) und Beteiligung vieler Kinder und Jugendlicher, besonders Schulklassen, durch Arbeitseinsätze wichtige Vorarbeiten für den anschließenden Spielplatzbau erbracht und damit auch Kosten gespart. Damals sorgten die Bäckerei Lau und die Restaurants „Chez Maurice“ sowie „Brot und Rosen“ für das leibliche Wohl aller fleißigen Helfer. Ein Sponsor steuerte ein attraktives Spielgerät bei. Diese Aktion war ein tolles Kiezerlebnis und ein Erfolg für alle Beteiligten. Sie sollte ein positives Beispiel vermitteln und ein gewichtiges Argument für die dauerhafte Sicherung des Spielplatzes liefern. Es war der erste neue Spielplatz, der im Zeitraum der Sanierung Bötzowstraße entstanden ist. Die meisten anderen Spielplätze konnten erst später, ab 2002 entstehen.
Danach trugen leider fehlende Pflege und ein benachbartes Bauprojekt dazu bei, dass der Spielplatz vernachlässigt wurde und erheblichen Schaden nahm. Enttäuschte Anwohner forderten vom Bezirk die Wiederherstellung des Platzes. Erst 2015 konnte er wieder als „Apfelspielplatz“ eröffnet werden. Mit seiner Erneuerung entstanden auf Wunsch der AG Hochbeet des Vereins Pro Kiez e.V. zusätzlich drei Hochbeete, zwei für benachbarte Kindertagesstätten, auf denen Urban Gardening praktiziert wird. Für die beiden Kitas stellt dieser Spielplatz eine unersetzbare Freifläche dar. Seit längerem stellten Rechtsstreitigkeiten zwischen der Eigentümergemeinschaft und dem Bezirk Pankow um das Grundstück den Spielplatz erneut in Frage. Nach langem juristischen Streit wurde das Grundstück nun vom Bezirk „eingezogen“ (enteignet). Der „Apfelspielplatz“ kann damit dem Kiez erhalten bleiben. Wir atmen alle auf!
Rückblick
Als große Teile des Wohngebiets ab 1995 Sanierungsgebiet (§136 BauGB) wurden, gab es nur drei öffentliche Spielplätze, auf dem Arnswalder Platz, in der Dietrich-Bonhoeffer-Straße 22-27 und in der Siedlung Am Friedrichshain 19-21. Das Angebot an Spielmöglichkeiten gehörte damals zu den am häufigsten kritisierten Merkmalen des Untersuchungsgebietes. Der ermittelte Bedarf an wohnungsnahen Grün- und Freiflächen war nur zu 26%, an öffentlichen Spielflächen nur zu 14% gedeckt. Auch Sportmöglichkeiten im Freien fehlen bis heute.
Alle verfügbaren Möglichkeiten wurden in diesem dicht bebauten Gründerzeitgebiet mit seiner hohen Bevölkerungsdichte ausgeschöpft. Durch den Krieg entstandene Baulücken, die teils als Kohlelager oder Kfz-Stellplätze genutzt und zum Teil mit Altlasten erheblich verunreinigt worden waren, boten einzige noch verfügbare Flächen und das Potenzial für die Verbesserung zur Neuanlage von Grün- und Spielplätzen. Weil private Freiflächen meist fehlen, sind sie besonders wichtig. Auch schon vorhandene Spielplätze mussten umgestaltet und erneuert werden.
Ungeklärte Eigentumsverhältnisse nach 1990 erschwerten und verzögerten diesen Prozess. Meist private Grundstücke mussten erst vom Land Berlin erworben werden. Die Erneuerung der Spiel- und Sportflächen in der Dietrich-Bonhoeffer-Str. 22-27 hat sich auch deshalb bis heute verzögert.
Die meisten Spielplätze konnten somit nur schrittweise, vor allem in der Zeit von 2002 bis 2010 entstehen. Bei jeder Spielplatzgestaltung wurden Ideen und Vorschläge insbesondere der Kinder berücksichtigt. Sie konnten sich mit ihren speziellen Wünschen und Ideen an der Planung beteiligen. Bis zum Ende der Sanierung 2011 hatte sich die Versorgung mit Spielplätzen, vor allem für Kleinkinder, deutlich verbessert.
Auch das Parkdenkmal Arnswalder Platz mit dem „Fruchtbarkeitsbrunnen“, auch ‚Stierbrunnen‘ genannt, konnte nur über einen langen Planungszeitraum von 2003 bis 2020 schrittweise erneuert werden. Dabei wurden die ehemals vorhandenen Spielflächen in einen neuen „Märchenspielplatz“ für die ganz Kleinen und den sportlich orientierten Spielplatz für ältere Kinder und Jugendliche umgestaltet. Als auch hier der Pflegenotstand drohte, wendeten beherzte Anwohner das Blatt. Seit 2012 stecken sie als „Gärtnerinitiative“ regelmäßig viel Freizeit und Liebe in die Pflege und Sauberkeit der Parkanlage.
Ausblick
Alle Spielplätze sind heute bei den Familien im Kiez sehr beliebt und werden nicht nur nachmittags von ihnen gut genutzt. Auch benachbarte Kindertagesstätten, die über wenige oder keine Freiflächen verfügen, kommen wegen der Spielmöglichkeiten im Freien tagsüber gern hierher.
Obwohl Manchem das Wohngebiet attraktiv und gut ausgestattet erscheint, zeigt die tatsächliche Bilanz, bezogen auf die gestiegene Einwohnerzahl, nach wie vor ein deutliches Defizit, zumal wichtige Flächenpotenziale im Bötzowviertel in den letzten Jahrzehnten bebaut wurden. Aktuell beträgt der amtlich ermittelte Fehlbedarf (Bedarf: 1m²/Einwohner) für Grün-, Frei- und Spielflächen mindestens 5000 m².
Die Nähe zum Volkspark Friedrichshain mildert zwar das Versorgungsproblem, doch eine wohnungsnahe Versorgung mit ausreichenden Frei- und Spielflächen kann er nicht ausgleichen, zu hoch war und ist das Defizit in den vom Park umgebenden Wohngebieten, der überörtliche Bedarf und somit auch die Zahl der Erholungssuchenden.
Darüber hinaus ergibt sich die wichtige Frage, wie der hohe Anteil entstandener Kleinkinder-Spielplätze dem Bedarf der heranwachsenden Kinder zukünftig angepasst werden kann.
Einzig die Grünfläche der „Werneuchener Wiese“ bietet ein noch verbliebenes Potenzial, das der Bezirk zum Defizitabbau unbedingt für die Zukunft sichern sollte. Neben einem pädagogisch betreuten Spielplatz sind dort bisher fehlende Sport- und Erholungsflächen für Jugendliche und Erwachsene vorgesehen. Diese Ziele müssen endlich planungsrechtlich gesichert, d.h. mit dem Bebauungsplan IV-13 [Link] als Grundlage für das aktuelle „Entwicklungskonzept Werneuchener Wiese“ festgesetzt werden!
Fazit
Die heutigen Spielplätze konnten nur durch das Zusammenwirken und teils auch den Nachdruck langjährig engagierter Bewohner bei den dafür im Bezirksamt zuständigen Mitarbeitern entstehen. Der Beitrag zeigt, dass noch Einiges zu tun ist. Dabei können Sie uns in der AG Bürgerbeteiligung gern unterstützen!
Petra Wilfert
Sämtliche Fotos: Petra Wilfert
Artikel aus dem Tagesspielgel: „Bezirk enteignet Eigentümer: Spielplatz in Prenzlauer Berg bleibt“
Arnswalder Platz mit Stierbrunnen
Der Arnswalder Platz ist mehr eine Grünanlage als ein ‚Platz‘, womit man eher das Bild einer gepflasterten Fläche vor Augen hat. Die gärtnerisch gestaltete Anlage umfasst 185 x 117 Meter von seiner Gesamtausdehnung von 240 x 140 Metern. Eine der wenigen wohnungsnahen Grün- und Erholungsräume in Prenzlauer Berg! Umrahmt von einer Berlin-typischen Wohnbebauung mit Blockstruktur.
Schon im Hobrecht-Plan von 1858–62 war die Anlage eines Platzes vorgesehen. Die erste garten-künstlerische Gestaltung als Schmuckplatz erfolgte in den Formen der „Lenné-Meyerschen Schule“ zwischen 1904 und 1910.
Seine bis heute sichtbare Gestalt erhielt der Platz 1933/34 durch Stadtbaudirektor Richard Ermisch (1885–1960). Er konzipierte eine vollständige Neuanlage unter Einbeziehung des vorhandenen Großbaumbestands. Die Anlage war ganz und gar auf den bereits 1927 im Auftrag der Stadt Berlin von Hugo Lederer (1871–1940) entworfenen monumentalen Fruchtbarkeitsbrunnen zugeschnitten – im Volksmund ‚Stierbrunnen‘ genannt wegen der beiden mächtigen, zur Außenseite hin aufgerichteten Stiere. Die riesige Brunnenschale aus rötlichem Rochlitzer Porphyr wird von anderen Skulpturengruppen umringt – alle symbolisieren sie wie die Stiere Fruchtbarkeit: eine Mutter mit ihrem Kind, ein Schäfer mit einem Widder, ein Fischer mit seinem Fang und eine Bäuerin mit den Früchten des Feldes.
Die in ihren Strukturen nahezu vollständig erhaltene Gestaltung ist ein hervorragendes Beispiel für eine Platzanlage der frühen dreißiger Jahre, in der bestehende gestaltete Natur, moderne architektonisch-sachliche Raumstrukturen und übersteigerte Monumentalität zu einer repräsentativen Platzanlage vereinigt wurden. Die Anlage kennzeichnet eine gestalterische Spannung, wie sie nur bei wenigen Stadtplätzen in Berlin zu finden ist.
Carsten Meyer
Werneuchener Wiese
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gehörten große Teile des Prenzlauer Bergs zur nördlichen Berliner Feldmark. Auf dem Gebiet zwischen Elbinger- (heute Danziger-), Kniprode-, Virchow- und Werneuchener Straße (heute Margarete-Sommer-Str.) entstanden ab den 1880er Jahren erste Wohnhäuser. In der Folgezeit entstanden auf diesem Gelände 48 fünfgeschossige Jugendstilhäuser mit ca. 1500 Wohnungen, verschiedenen Gewerben, darunter attraktive Gaststätten und Läden. Wegen des angrenzenden bereits bestehenden Volksparks Friedrichshain erfreute sich das Gebiet großer Beliebtheit. Die Bardelebenstraße, benannt nach dem Chirurgen und Rektor der Berliner Universität, Adolf von Bardeleben, teilte das Areal in etwa zwei gleich große Wohnblöcke.
In den letzten Kriegstagen im April 1945 wurden die Gebäude, die noch nicht von Bomben zerstört worden waren, von der Waffen-SS gesprengt oder in Brand gesetzt, um freies Schussfeld gegen die sich nähernden Truppen der Roten Armee zu schaffen. Die Bewohner mussten ihre Wohnungen binnen weniger Minuten räumen. In den Nachkriegsjahren wurden die Bunker im Friedrichshain auch mit deren Trümmern aufgeschüttet.
Während westlich der Kniprodestraße seit Mitte der 1950er Jahre neue Wohnungen entstanden, blieb das Areal östlich davon weitgehend Brache. Bereits damals gab es Überlegungen, sie als Grün- und Freifläche zu gestalten. Dieses Ziel trat kurzzeitig in den Hintergrund, als das Gelände 1960 als Standort des Berliner Fernsehturms im Gespräch war und dafür die von der Zerstörung 1945 verbliebenen Reste der Bebauung abgetragen wurden. Seitdem wurde die Fläche vor allem als Liege- und ‚Drachenwiese‘ sowie Festplatz für vielfältige Veranstaltungen genutzt. Kurz vor der Wende sollte hier noch ein ‚Haus der Jugend‘ entstehen.
Seit etwa 70 Jahren gab es keine klare Perspektive für diese knapp 4 ha große Vegetationsfläche mit ihren wichtigen Funktionen für Naherholung und Stadtklima. Ein landschaftsplanerisches Gutachten plädierte 1992 für eine Sicherung der Werneuchener Wiese als Grünanlage; eine Bebauung wurde ausgeschlossen. Städtebauliche Aspekte wie die Sichtachsen auf die Bunkerberge des Volksparks Friedrichshain sowie die Einbindung der Werneuchener Wiese in überbezirkliche Grünverbindungen (u.a. Grüner Hauptweg Nr. 7 „Hönower Weg“) sollten gewährleistet werden. Ein Gestaltungskonzept sah einen nutzbaren Freiraum mit attraktiven Aufenthaltsbereichen, einem großen Kinderspielplatz für unterschiedliche Altersgruppen und eine Liegewiese vor. Bis 1999 wurde dafür ein Bebauungsplan (B-Plan IV-13) aufgestellt und ein erster Gestaltungsentwurf erarbeitet.
Das Naturschutz- und Grünflächenamt sieht darin die Chance, das bestehende Versorgungsdefizit an wohnungsnahem Grün zu mindern und die stadtökologische Funktion der Grünfläche weiter zu stärken. Auf dieses Ziel war auch der von Peter Joseph Lenné und Gustav Meyer bereits im 19. Jahrhundert konzipierte Volkspark Friedrichshain ausgerichtet. Darüber hinaus gab es mehrfach Überlegungen, die Grünfläche direkt mit dem Volkspark Friedrichshain zu verbinden.
Seit 2017 Jahren setzt sich Pro Kiez Bötzowviertel e.V. engagiert für das Konzept „Werneuchener Bürgerwiese“ ein. Die Bezirksverordneten haben das Bezirksamt beauftragt, dieses Ziel mit den Bewohnern umzusetzen.
Die jetzt auf der Werneuchener Wiese für 10 Jahre geplante „temporäre Schuldrehscheibe“, ein Ausweichort für mehrere von Sanierung betroffene Schulen, rückt alle grünen Pläne erneut in weite Ferne und lässt – neben weiterer Versiegelung für eine neue Feuerwache – befürchten, dass künftig nur noch ein Drittel der gesamten Wiese als öffentlich zugängliche Grünfläche genutzt werden kann.
Die aktuellen Entwurfspläne für die Freiraumgestaltung der Werneuchener Wiese nach der zeitlich begrenzten Schulnutzung machen für uns Anwohner nur Sinn, wenn dafür jetzt auch umgehend die bauplanungsrechtliche Absicherung durch den Bezirk erfolgt (Festsetzung B-Plan)!
„Werneuchener Bürgerwiese“ statt dauerhafter Bebauung – dafür setzen wir uns ein!
Petra Wilfert
Dr. Joachim Poweleit